Kommentar: Windkraft in Cremlingen – Wenn Sachpolitik dem Wahlkampf geopfert wird

Leserbrief von Wilfried Schmidt

Ein Lehrstück lokaler Instrumentalisierung

Die Energiewende ist ein nationales Projekt, das über Parteigrenzen hinweg als unverzichtbar gilt. Doch in Cremlingen zeigt sich exemplarisch, wie schnell ein Zukunftsthema zum politischen Spielball werden kann. Windkraft, eigentlich Symbol für Fortschritt und Klimaschutz, wird hier nicht mehr nüchtern diskutiert, sondern als Wahlkampfinstrument missbraucht.

Die Veranstaltung in Schandelah – Bühne für einseitige Stimmen

Die Informationsveranstaltung am 13. November 2025 im Sportheim Schandelah hätte eine Chance sein können, Bürgerinnen und Bürger sachlich über die Rolle der Windkraft in der Energiewende zu informieren. Stattdessen wurde sie zur Bühne für zwei Referenten, die klar gegen Windkraft positioniert sind:

  • Karl-Friedrich Weber aus Rotenkamp, Vertreter des BUND und Mitglied im Kreisvorstand des Landkreises Helmstedt, trat mit einer dezidiert ablehnenden Haltung auf.
  • Dieter Böhme von der AfD nutzte die Veranstaltung ebenfalls, um Windkraft grundsätzlich zu diskreditieren.

Beide machten keinen Hehl daraus, dass sie keine neutrale Position vertreten. Damit wurde die Veranstaltung nicht zu einem Ort der Aufklärung, sondern zu einem Forum für einseitige Stimmungsmache.

Politische Dimension – Symbolpolitik statt Sachpolitik

Die Auswahl der Referenten zeigt deutlich, wie die Debatte in Cremlingen politisch instrumentalisiert wird:

  • Ein Umweltverband, der eigentlich für Nachhaltigkeit steht, stellt sich gegen eine der zentralen Technologien der Energiewende.
  • Eine rechtspopulistische Partei nutzt das Thema, um Ängste zu schüren und Stimmen zu sammeln.
  • Das Ergebnis: Symbolpolitik ersetzt Sachpolitik. Es geht nicht mehr um die Frage, wie Windkraft effizient und verträglich ausgebaut werden kann, sondern darum, wer sich als „Anwalt der Bürger“ inszeniert.

Folgen für die Energiewende

Die Konsequenzen sind gravierend:

  • Verlangsamung des Ausbaus dringend benötigter Infrastruktur.
  • Rufschädigung der Windkraft, die zunehmend als Konfliktstoff statt als Zukunftstechnologie wahrgenommen wird.
  • Verlust an Vertrauen in die Politik, wenn Bürgerinnen und Bürger den Eindruck gewinnen, dass Entscheidungen nicht am Gemeinwohl, sondern an Wahlkampftaktik ausgerichtet sind.

Schlussfolgerung

Cremlingen ist ein Lehrstück dafür, wie die Energiewende im Klein-Klein lokaler Politik zerrieben werden kann. Wer Windkraft nur durch die Brille des eigenen Ortsschildes betrachtet, verkennt die Dimension des Projekts. Die Energiewende braucht Mut zur Verantwortung – nicht das bequeme Motto: „Ja, aber nicht vor meiner Haustür.“