„ProBeweis“ informiert beim Netzwerk gegen Häusliche Gewalt

„ProBeweis“ informiert beim Netzwerk gegen Häusliche Gewalt
Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen in Deutschland häusliche Gewalt, so Statistiken. Oftmals ist die Scham groß, sich Hilfe zu holen oder den Täter anzuzeigen. Dennoch ist es wichtig, Beweise sorgfältig zu sichern – für den Fall, dass zu einem späteren Zeitpunkt eine Anzeige in Betracht gezogen wird. Genau das bietet das Netzwerk „ProBeweis“, wie die Rechtsmedizinerin Sarah Stockhausen dem Netzwerk gegen Häusliche Gewalt im Landkreis Stade jetzt im Kreishaus erläutert hat.

Die Rechtsmedizinerin Sarah Stockhausen aus Hannover sowie Dr. Thorsten Kokott vom Elbe Klinikum Stade informierten über das Netzwerk „ProBeweis“ während der Sitzung des Netzwerkes gegen Häusliche Gewalt im Landkreis Stade, zu dem Elena Knoop, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Stade, Gaby Siedentopf von der Stader Beratungsstelle BISS und Hanne Rathjens vom Frauenhaus eingeladen hatten.
© Landkreis Stade / Nina Dede

Die Elbe Kliniken Stade und Buxtehude gehören dem Netzwerk „ProBeweis“ bereits seit 2014 an. Betroffene von häuslicher oder sexueller Gewalt können sich an die Kliniken wenden, um dort gerichtsverwertbare Verletzungen zu dokumentieren und Spuren zu sichern. Das gilt auch für Minderjährige. Voraussetzung ist, dass die Betroffenen eine Einwilligungserklärung abgeben können.
Untersuchungen sind kostenlos und vertraulich
Die Untersuchung geschieht kostenlos und unter Wahrung der ärztlichen Schweigepflicht, betont Sarah Stockhausen von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): „Die Beweissicherung ist vollkommen vertraulich und geschieht bereits vor der Entscheidung, ob eine Strafanzeige gestellt wird.“ Weil Kleidung gewechselt wird und DNA-Spuren abgewaschen werden, weil Verletzungen abheilen und beispielsweise KO-Tropfen nur in einem sehr begrenzten Zeitraum nachweisbar sind, steht die zeitnahe Beweissicherung nach der Tat im Vordergrund. Danach haben Opfer ausreichend Zeit, über eine Anzeige bei der Polizei zu entscheiden.

Insgesamt 35 Mitglieder des Netzwerkes gegen Häusliche Gewalt im Landkreis Stade kamen ins Kreishaus, um mehr über die Arbeit von „ProBeweis“ zu erfahren.
© Landkreis Stade / Nina Dede

Die Dokumentation und die Beweismittel werden im Institut für Rechtsmedizin in Hannover aufbewahrt. Asservate verbleiben dort mindestens drei Jahre, Dokumente sogar 30 Jahre. Neben der Untersuchung, der Dokumentation von Verletzungen und der Spurensicherung ist auch die Beratung ein wichtiger Aspekt. Die Ärztinnen und Ärzte informieren beispielsweise über Unterstützungseinrichtungen, wie etwa über die AWO-Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS) in Stade.
Das Netzwerk „ProBeweis“ wurde 2012 an der MHH gegründet – es nahm eine bundesweite Vorreiterrolle ein. Heute arbeitet das Netzwerk mit 39 Partnerkliniken zusammen: Neben den Elbe Kliniken Stade und Buxtehude gehören auch die Krankenhäuser in Cuxhaven, Rotenburg und Buchholz dazu. An all diesen Kliniken arbeitet besonders geschultes Personal. „ProBeweis“ bildet fortlaufend die Medizinerinnen und Mediziner aus und fort. „Wir verringern mit der standardisierten, professionellen und gerichtsverwertbaren Dokumentation die Beweisnot, die Opfer sonst häufig erlebt haben. ‚ProBeweis‘ verschafft Gewaltbetroffenen Zeit und gibt Unterstützung“, so die Rechtsmedizinerin.
Zahlen zeigen, wie wichtig das Netzwerk „ProBeweis“ ist
Wie wichtig das Angebot ist, zeigen erschreckende Zahlen: Knapp 150 Gewaltopfer ließen sich 2024 untersuchen, in diesem Jahr sind es schon mehr als 100 Personen. Das zeigt: „ProBeweis“ trägt dazu bei, dass die Dunkelziffer von häuslicher und sexueller Gewalt verringert wird.

Partnerklinken vom Netzwerk „ProBeweis“ erhalten Boxen, um eine gerichtsverwertbare Dokumentation von Verletzungen und die Spurensicherung durchführen zu können.
© Landkreis Stade / Nina Dede

Gewaltopfer wenden sich direkt an die Zentrale Notaufnahmen der Elbe Kliniken Stade und Buxtehude, die täglich rund um die Uhr besetzt ist. Dort wird die Überstellung in die Kliniken für Gynäkologie und Chirurgie veranlasst – streng vertraulich und kostenfrei.
Die Bedeutung von „ProBeweis“ kennen auch die Mitglieder des Netzwerkes gegen Häusliche Gewalt im Landkreis Stade. Zum zweiten Treffen in diesem Jahr hatten wieder Elena Knoop als Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Stade, Hanne Rathjens als Leiterin des Stader Frauenhauses sowie Gaby Siedentopf von BISS eingeladen. Die Resonanz war angesichts des wichtigen Themas groß: Mit dabei waren 35 Mitglieder, unter anderem hauptamtliche und ehrenamtliche Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis Stade sowie Vertreterinnen und Vertreter von unterschiedlichen Beratungsstellen, der Polizei, der Jugendämter und der Justiz.
Mehr Informationen zu „ProBeweis“ gibt es hier: Netzwerk ProBeweis : Netzwerk ProBeweis – Wir sind für Sie da

Quelle: Landkreis Stade

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